Sind dann mal weg

Mit Schnurrli durch den brasilianischen Winter

Am 23. Mai hat auf unserer Reise eine neue Zeitrechnung begonnen. Vorbei das ständige Packen, keine stundenlangen Busfahrten mehr, vorbei mit „wie kommen wir am besten da hin?“. Am 23. Mai haben wir unser neues Zuhause und Transportmittel entgegengenommen.

Endlich, unser Büssli. Es ist ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht. Da unser VW-Bus zu Hause für so eine Reise, im grösseren Umfang saniert hätte werden müssen und uns die ganze Verschifferei und Umbauerei irgendwie zu kompliziert war (sprich: wir waren zu faul), haben wir versucht hier einen fahrbaren Untersatz zu finden. Und waren erfolgreich…

Einen Tag früher als ursprünglich verabredet, holen uns Gabi und David in unserer Unterkunft in Ciudad del Este (Paraguay) ab. Die beiden sind die vergangenen zwei Jahre mit der „Casa“ von den Staaten bis hierhin gereist. Die eigentliche Übergabe findet an der paraguyanisch-brasilianischen Grenze statt: David reist mit dem Van aus, Manuel als neuer Besitzer in Brasilien ein. Das Ganze verläuft schnell und reibungslos, es bleibt nicht mal Zeit um nervös zu werden… In der brasilianischen Grenzstadt Foz do Iguazu klären wir die restlichen Formalitäten, bevor wir die beiden beim Busbahnhof abladen. Kurz und schmerzlos. Zumindest für uns…

Die erste Nacht in unserem neuen Zuhause erfolgreich überstanden, nutzen wir den darauffolgenden Tag, uns mit ebendiesem vertraut zu machen. Wir beschliessen, das zahlreiche Zubehör, dass uns Gabi und David hinterlassen haben, komplett aus- und wieder einzuräumen. Erstaunlich, was alles in so ein Büssli reinpasst :-).

Auslegeordnung…

 

Tags darauf setzen wir unsere Pass-Stempel-Sammel-Aktion (Migros und Coop wären stolz auf uns) fort und besuchen die argentinische Seite der Iguazu-Fälle. Diese können zwar sowohl von der brasilianischen wie auch von der argentinischen Seite bestaunt werden, die argentinische soll jedoch die schönere sein. Abschliessend beurteilen können wir dies zwar nicht, da wir es bei der argentinischen Seite belassen, diese ist aber schon ziemlich beeindruckend; auch wenn die Menschenmassen ein wenig grenzwertig sind… Aber schaut selbst:

Iguazu-Fälle…

Wir waren nicht ganz allein…

Zurück in Brasilien bei unserem Van, den wir hiermit offiziell „Schnurrli“ taufen – Danke Martin für den kreativen Vorschlag – verbringen wir den darauf folgenden Tag mit der Suche nach einem geeigneten Ersatz für die in die Jahre gekommene Versorgerbatterie und einigem Campingmaterial (Wichtig: Schwingbesen und Knoblauchpresse!). Ein tagfüllendes Programm. Nach gefühlt 10 verschiedenen Autobatteriegeschäften, können wir uns für eines entscheiden (einer wollte uns eine Lastwagen-Starterbatterie andrehen), Rabatt aushandeln, zum Geldautomaten fahren, unterwegs Campingzubehör einkaufen, zurück zum Batteriegeschäft, weiter zum Einbau-Spezi, warten bis wir an der Reihe sind, alte Batterie zurückbringen, Supermarkt,… Als wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder zurück auf dem Campingplatz sind, sind wir fix und fertig. Unsere Batterien leer, dafür zwei volle im Auto…

Kaum sind wir an Tag vier nach Büsslikauf (wie gesagt, neue Zeitrechnung: Tag 4 n.B.) losgefahren, die erste Panne. Nach einer Autobahn-Zahlstelle können wir nicht mehr schalten. Na toll. Wir, die weder portugiesisch können, noch eine Ahnung von Autos haben. Irgendwo am Strassenrand. Wir tun, was man in so einer Situation immer tut: Dumm aus der Wäsche schauen und den Motor öffnen. Überraschenderweise ist sogar für Auto-Analphabet Manuel klar, wo der Fehler liegt. Die Verbindung zwischen Ganghebel und Getriebe ist ausgehängt. Provisorisch wieder eingehängt, und weiter geht die Reise… nochmals Glück gehabt!

Hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit 😉

 

In der Folge machen wir von unserer neu gewonnenen Flexibilität gleich das erste Mal gebrauch. Da es in Florianópolis ununterbrochen regnet, beschliessen wir kurzerhand, einen „kleinen“ Umweg zu machen und ein Stück (Stück = ein paar hundert Kilometer) weiter oben an der Küste Anlauf zu holen. Der Küstenabschnitt zwischen Rio und Santos soll wunderschön sein, und auch das Wetter gestaltet sich deutlich angenehmer.

Wir fahren also hoch, bis ins wunderschöne Kolonialdorf Paraty (natürlich in mehreren Tagen, die Distanzen sind wirklich riesig). Neben den zahlreichen Stränden an der Küste, lockt weiter im Hinterland eine natürliche Wasserrutschbahn. Während Manuel fast nicht genug kriegen kann, zeigen seine Badehose nach dem fünften Mal rutschen erste Ermüdungserscheinungen.


En Buebetraum…

Etwa eineinhalb Wochen, einige einsame und weniger einsame Strände später als geplant, erreichen wir Florianópolis, wo wir uns nochmals mit Gabi und David treffen. Unserem Mitleid ist es zu verdanken, dass wir die beiden am nächsten Morgen (Abfahrt 6 Uhr! Seither sind wir wieder Wecker-frei unterwegs) zum Busbahnhof bringen. Für die beiden steht die Heimreise auf dem Programm.

Wir fahren nach einigen durchzogenen Tagen in Florianópolis weiter Richtung Süden. Nicht, dass das Wetter da wesentlich besser wäre – schliesslich ist tiefster Winter hier – aber wir möchten zurück in den Norden von Argentinien, welchen wir bisher ganz ausgelassen haben. Allgemein merken wir ziemlich gut, dass wir komplett ausserhalb der Saison unterwegs sind: Wir haben – obwohl wir mehrheitlich auf Campingplätzen übernachtet haben – seit Iguazu keine anderen Camper mehr getroffen…

Nichts desto trotz erwischen wir in Praia do Rosa nochmals einige sonnige Strandtage. Unser Stellplatz liegt mitten in der schönen Natur, ganz am Ende des Strandes. Mehrfach können wir von hier aus sogar Delfine beobachten, die ihre Runde in der Bucht drehen.

Auf dem Weg nach Laguna, einem kleinen Weiler am Meer, nehmen wir wie immer den vom Navi-App vorgeschlagenen Weg und lernen dabei den Unterschied der verschiedenen Strassentypen von unserem Navi kennen: Orange heisst; geteerte Strasse, weiss heisst; 4WD von Vorteil und der Grundsatz; kürzer ist nicht immer schneller… Die Strecke führt uns über eine 20 Kilometer lange Schotter- und Schlammpiste. Kurz vor dem Ziel scheitern wir jedoch an einer Brücke, die nur noch teilweise befahrbar ist. Die rechte Strassenseite ist komplett abgerutscht. Nachdem Fahrspur und die Autobreite ausgemessen ist, entscheiden wir uns dagegen, unser Glück herauszufordern. Wir fahren die bereits absolvierten 18 Kilometer zurück und nehmen den Umweg auf geteerten Strassen. Auch so bringt man wieder einen Tag durch.

hmmmmm….

Immerhin lohnen sich die Strapazen und wir werden mit einem schönen letzten Halt am Meer belohnt. Auch hier bleiben wir wieder etwas länger als geplant und befreien dafür Schnurrli von einigen Rostflecken, bevor wir auf schnellstem Weg Richtung Argentinien weiterfahren (3 Tage bis zur Grenze). Und ehe man sich versieht, sind die ersten drei Wochen des neuen Kapitels auch bereits wieder vorbei und wir stehen einmal mehr an der argentinischen Grenze. Zum 6. Mal insgesamt. Diesmal ein wenig nervöser, weil zum ersten Mal mit Schnurrli, und ohne Hilfe. Läuft aber alles glatt!

Manuel beim Arbeiten…


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3 Kommentare zu “Mit Schnurrli durch den brasilianischen Winter

  1. Martin Frei

    Das freut mich, dass der „Schnurrli“ gleich eingeschlagen hat!!
    Ich schlage vor, dass ihr das nächste Mal einen Automechaniker mitnehmt. Ihr habt ja einen in der Verwandtschaft!!
    Manuel, hast du eine Inventarliste gemacht?? Du kennst das hoffentlich vom Militär – vor jeder Weiterfahrt wird eine Materialkontrolle gemacht!!
    Weiterhin alles Gute.

  2. Michela

    Herzlichen Dank für die immer tollen und spannenden Berichte. Es ist ein wenig wie
    Mitreisen….macheds guet und en liebä Gruess.

  3. Manuel

    Schnurrli… So heisst d Chatz vom Mami! tsss… ?
    Einisch meh geile Bricht, geil gschriebe, schön zum läsä ? und “regt das Fernweh an”, vorallem bi de Chanti wenn sie so Sache wie Iguazafäll gseht :p
    Gnüsseds wiiterhin, schriebed wiiterhin so tolli bricht und … ach “chömed bald wieder hei” muesi ja gar nöd erst schriebe … ?
    Liebi Grüess

    PS: Verdammt stolz uf dich MB, alte Mech ?